Die Wasserversorgung der Schulgemeinde
"Benolpe - Geschichte einer Schulgemeinde" von Burkhard Lütticke
Die Wasserversorgung der Schulgemeinde
Benolpe/Wormberg
Die Ortschaft Wormberg hatte bis zur Inbetriebnahme der gemeinschaftlichen Wasserleitung durch die Genossenschaft im Jahre 1962 eine Interessentenwasserleitung. Wann diese Wasserleitung gebaut wurde ist nicht feststellbar. In alten Flurkarten (von 1927) ist die Wasserleitung aber bereits eingezeichnet. Die Quelle, mit der diese Wasserleitung gespeist wurde lag in einem Waldstück auf der linken Seite des Weges zur "Bremicke". Die Flurbezeichnung dieses Bereiches heißt "In den Buchen". Von dort führten zwei Wasserleitungsstränge zur Ortschaft, die die Ortschaft mit Wasser versorgten.
Auf Veranlassung des Landrates in Olpe hatte Amtmann Diekmann dem Kreisarzt über Wasseranlagen zu berichten, die in gesundheitlicher Hinsicht bedenklich waren. Amtmann Diekmann beantwortete diese Anfrage mit Schreiben vom 03.10.1904. Mit Schreiben vom 26.10.1904 berichtete er nochmals. Beiden Schreiben fügte er jeweils eine Aufstellung der im Amt bestehenden Privatwasserleitungen bei. Aus diesen Verzeichnissen geht hervor, dass Anton Valperz aus Wormberg eine private Wasserleitung hatte. Weitere Angaben über dieser Wasserleitung waren nicht zu ermitteln.
Wie es zur ersten Wasserleitung für die Ortschaft Benolpe kam ist im Gegensatz zu den anderen Ortschaften recht genau dokumentiert. Am 16.04.1899 fand in Benolpe eine Versammlung der Dorfbewohner statt, die sich mit der Anlage einer Wasserleitung befasste. Nach Beratung waren alle Versammlungsteilnehmer mit Ausnahme des Theodor Frohne, für die Anlage einer Wasserleitung als Eigentum der Ortsgemeinde Benolpe. Der Unternehmer Adam Wacker aus Drolshagen wurde mit der Ausarbeitung eines Planes und einer Kostenermittlung beauftragt.
In einer erneuten Versammlung am Anfang Juni 1899 wurde über die von Adam Wacker ermittelten Kosten informiert. Die Ortseingesessenen waren sämtlich der Ansicht, dass die Einrichtung einer kommunalen Wasserleitung für die Ortschaft Benolpe, abgesehen von der Bequemlichkeit im gesundheitlichen Interesse von größter Wichtigkeit war. Die Eingesessenen waren gerne bereit, soweit dies in ihren Kräften lag, die notwendigen Mittel zu bewilligen. Es wurde jedoch festgestellt, dass die Dorfbewohner die erforderlichen Mittel ohne Unterstützung aus öffentlichen Mitteln nicht aufbringen konnten. Deshalb sollte die Amtsgemeinde gebeten werden, eine möglichst hohe Unterstützung zu bewilligen.
Dies ist dann wohl auch geschehen. In einem Schreiben des Drolshagener Amtmannes vom 20.08.1899 (vermutlich an die nächsthöhere Behörde gerichtet) wies dieser auf den in Benolpe schon seit vier Jahren bestehenden Mangel an gutem Trinkwasser hin. Da die Ortseingesessenen nicht im Stande waren die Wasserleitung anzulegen, und die Gemeinde Drolshagen aufgrund ihrer finanziellen Lage keine Zuschüsse leisten konnten, bat der Amtmann in diesem Schreiben um finanzielle Zuschüsse. Wegen der ausbleibenden Zuschüsse wurde aus dieser Wasserleitung jedoch zunächst nichts.
Im Jahr 1900 übernahm Lehrers Wilhelm Dornseifer die Initiative. Nach Aussagen der Schulchronik war die Wasserleitung zunächst als Ortsanlage geplant, die aber schließlich nicht verwirklicht wurde. Lehrer Dornseifer schrieb in der Schulchronik:
"Da aber Verhandlungen zwischen den Behörden und den Ortseingesessenen infolge der Hartnäckigkeit einiger Hausbesitzer zu keinem Resultat führten, vereinigten sich die vernünftigen Hausväter und legten eine gemeinschaftliche Privatwasserleitung an."
Im März 1902 wurde mit der Anlage der Wasserleitung begonnen. Anschlüsse erhielten:
- Heinrich Willmes, Maurer
- Heinrich Engel, Lehrer a.D.
- (Anmerkung: Lehrer Engel war 31 Jahre Lehrer im benachbarten Belmicke gewesen. Er starb am 10.07.1910.)
- Albert Engels, Maurer
- Heinrich Stamm, Ackerer
- Heinrich Hesse, Maurer
- Adam Stamm, Gastwirt
- Heinrich Quiter, Ackerer
- Karl Engel, Ackerer
- Adam Neuhaus, Maurer
- Heinrich Rahrbach, Tagelöhner
- Schulhaus Benolpe
Damit hatten Teile der Benolper Ortschaft bereits vor den Bewohnern von Drolshagen eine Wasserleitung. Die erste Wasserleitung in Drolshagen wurde im Jahr 1905 gebaut.
Wie schon weiter oben ausgeführt hatte Amtmann Diekmann dem Kreisarzt über Wasseranlagen zu berichten, die in gesundheitlicher Hinsicht bedenklich waren. Amtmann Diekmann beantwortete diese Anfrage mit Schreiben vom 03.10.1904. In dem Brief teilte Amtmann Diekmann mit, dass bis auf Benolpe die Anlagen mit wenig Kosten und Mühe angelegt wurden und gutes Wasser lieferte. In Benolpe sollte der Bau der Wasserleitung seinerzeit von der Gemeinde erfolgen. Dies dauerte den Interessenten aber zu lange, so dass sie sich kurzer Hand entschlossen privat zu bauen. Leider hatten sich seinerzeit einige Hauseigentümer ausgeschlossen, was sie auf Grund des trockenen Sommers bitter bereuten. Denn die Leitung gab reichlich und gutes Wasser.
Im Laufe der Jahre war die aus Gussrohren verlegte Wasserleitung derart zugerostet, dass eigentlich bereits im Jahr 1922 eine neue Wasserleitung notwendig gewesen wäre. Doch waren diese Kosten den Betreibern der Anlage zu hoch und man beschloss die Gussrohre im Backofen zu erhitzen und dann den Rost auszustoßen.
Schon im Jahr 1923 bewahrheiteten sich die Bedenken einiger Anschlussnehmer, dass diese Maßnahme nicht von dauerhaftem Erfolg sei. Die Rohre waren wieder derart zugerostet, dass nur noch einige Wasserkräne Wasser spendeten. So planten die Bewohner eine neue Wasserleitung anzulegen. Im Herbst 1924 wurden die Arbeiten schließlich ausgeführt. Verlegt wurden Mannesman-Rohre mit einem Durchmesser von 80 mm. Gleichzeitig wurden an drei Stellen im Dorf (Oben, Unten und in der Mitte) Anschluss-Stücke für Hydranten vorgesehen.
An der alten Wasserleitung waren nur 11 Haushaltungen beteiligt. Da allgemein die Ansicht bestand, dass die Quelle im alten Bruch (Taleinschnitt im Bereich des Wohnhauses Heinrich Schmidt - damals wie heute das letzte Haus auf der linken Seite der Rheinlandstraße in Richtung Belmicke) Wasser für alle liefern könnte, wurde auf Antrag des Lehrers Wibbeke auch den anderen Dorfinsassen die Genehmigung zum Anschluss an die Wasserleitung erteilt. Die neuen Interessenten mussten jedoch von der neuen Hauptleitung 20 % mehr tragen als die alten Anschlussnehmer.
Die neue Leitung wurde vom Schmied Vollmer aus Wegeringhausen gelegt. Außer den Hand- und Spanndiensten der Dorfbewohner beliefen sich die Kosten nur für die Hauptleitung auf 1.498 Mark. Diese Wasserleitung blieb bis Anfang der 60er Jahre bestehen.
In der Nähe des Wohnhauses Heinrich Schmidt befand sich auch der Hochbehälter für diese Wasserleitung. Ob dieser Hochbehälter schon beim Bau der ersten bzw. zweiten Wasserleitung errichtet wurde oder ob er erst in späteren Jahren erbaut wurde, ist nicht mehr feststellbar. Er hat jedoch bis zum Bau der Wasserleitung Benolpe-Wormberg Anfang der 60er Jahr dort gestanden.
Im Jahr 1951 stellte man fest, dass die private Wasserversorgungsanlage in Benolpe für die gestiegene Einwohnerzahl nicht mehr ausreichte. Auf Einladung der Amtsverwaltung Drolshagen fand am 04.12.1952 in der Gastwirtschaft Stamm, Benolpe, eine Besprechung in dieser Angelegenheit statt. Die Versammlung sprach sich dafür aus, dass Maßnahmen für eine neue Wasserversorgung bzw. deren Instandsetzung durchgeführt werden müssten.
In der Folgezeit wurden auf Veranlassung der Behörden durch Ortsbewohner Messungen zur Ergiebigkeit der Quellen und der offenen Wasserläufe durchgeführt. Ungenaue und zweifelhafte Messergebnisse verzögerten die Planungen immer wieder. Dann wurden Erfolg versprechende Messungen "Im großen Hagen" durchgeführt. Schließlich ergaben diese Messungen, dass die Wassermengen in diesem Bereich mehr als ausreichend waren, so dass die anderen Quellen nicht mehr in Betracht kamen.
Die Wasserversorgung der Ortschaften Benolpe wurde durch die zunehmende Wohnbebauung und den steigenden Wasserverbrauch zu einem immer dringlicheren Problem. Wassermangel in den Sommermonaten war schon zur Regel geworden. Auch in der Schulchronik wird über Wassermangel in Benolpe berichtet. Es heißt dort, dass im Jahr 1959 ein außergewöhnlich trockener Sommer herrschte. In Benolpe wirkte sich dies, wie auch in anderen Orten, auf die Wasserversorgung des Ortes aus. Während der ganzen Sommer- und Herbstmonate konnte jeweils nur eine Ortshälfte stundenweise mit Wasser beliefert werden. Viele Dorfbewohner, besonders die Höhergelegenen, hatten den ganzen Sommer über Wasser schleppen müssen. Erst mit dem 2. Weihnachtstag war wieder für das ganze Dorf ganztägig Wasser vorhanden.
Dies war sicherlich neben der mangelnden hygienischen Qualität des Wassers der ausschlaggebende Grund dafür, dass Ende 1959 mit den ersten Schürfungen (Einfassung der Quellen durch Anlegung so genannter Schürfgräben) begonnen wurde.
Im Januar 1960 bat Josef Quast aus Wormberg darum, die Wasserleitung um ca. 600 m bis Wormberg zu verlängern. Das Interesse der Hauseigentümer in Wormberg war zunächst nicht sehr groß. In einer Ortsversammlung am 19. März 1962 wurde nochmals über die Kosten der neuen Wasseranlage gesprochen. Festgelegt wurden, dass die Hausanschlüsse aus Kostengründen in Eigenleistung erfolgen sollten. Im Protokoll dieser Versammlung ist nachzulesen, dass sich auch die Wormberger Hauseigentümer nun mit dem Anschluss an die Wasserleitung einverstanden erklärten.
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Übersichtsplan aus dem Beihilfeantrag von 1961 (StaD: B 24) |
Bereits seit dem Jahr 1959 waren die Bauarbeiten für ein Pumpwerk (Pumpenhaus), die Filteranlage mit Hochbehälter sowie die Wasserleitung im Gange. Von den zwei Quellen, die seinerzeit 60 m³ Wasser in 24 Stunden lieferten und unterirdisch in einer Tiefe von 3 m eingefasst wurden, wurde das Wasser aus einem Sammelbrunnen zum Pumpenhaus geleitet. Vom Pumpenhaus wurde das Wasser durch Kreiselpumpen zur Filteranlage und Hochbehälter (Fassungsvermögen 80 m³) befördert. Hier wurde das Wasser gereinigt und bevorratet. Durch natürliches Gefälle wurde dann das Wasser durch die Wasserleitungen zu den Ortschaften Benolpe und Wormberg geführt. Insgesamt 3 Kilometer lang war die seinerzeit verlegte Wasserleitung. Die Gesamtbaukosten beliefen sich auf 180.000 DM.
Am 26. Oktober 1962 wurde die neue Ortswasserleitung Benolpe/Wormberg in Betrieb genommen.
Auf besonderen Wunsch der Dorfbewohner wurde dieser Tag festlich begangen. Um 16.00 Uhr fand die kirchliche Einweihung der Bauwerke am Pumpenhaus durch Pastor Alois Becker aus Drolshagen statt. In verschiedenen Ansprachen würdigte man die schnelle und tatkräftige Hilfe der Bevölkerung. Amtsdirektor Zimmermann würdigte die Mitarbeit der Bevölkerung als ein Werk und ein Beweis der echten Dorfgemeinschaft und überreichte den Schlüssel für die Filteranlage an den Ortswart Josef Kamp. Abends um 20.00 Uhr traf sich dann die Dorfgemeinschaft und die Bauhandwerker im Gasthof Quast zum gemütlichen Beisammensein. Am Samstagmorgen um 8.00 Uhr wurde ein feierliches Dankhochamt für die Schulgemeinde Benolpe in der Kapelle gehalten.
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Einladung zur Inbetriebnahme der neuen Ortswasserleitung am 26.10.1962 (StaD: Sammlung Schulen 113) |
Zeitungsbericht der Westfalenpost vom 30.10.1962, Nr. 253 (StaD: Sammlung Schulen 113) |
1964 bestand in der Amtsverwaltung kurzzeitig die Überlegung die Ortschaft Stupperhof und später auch die Ortschaften Gipperich und Feldmannshof an die Wasserversorgungsanlage Benolpe-Wormberg anzuschließen. Ferner zog man in Erwägung die Ortschaft Gelslingen ebenfalls anzuschließen. Das Kulturbauamt des Kreises Olpe wurde um Prüfung gebeten. Anfang 1965 wurde der Amtsverwaltung mitgeteilt, dass das Wasservorkommen der Wasserleitung Benolpe-Wormberg nicht für alle Ortschaften ausreiche. Das Kulturbauamt hielt einen Anschluss der Ortschaften Stupperhof und Gipperich für möglich. Der Anschluss von Feldmannshof wurde wegen der vorliegenden Wasserkapazität in Zweifel gezogen. Ein Anschluss der Ortschaft Gelslingen wurde ausgeschlossen.
Weitere Angaben sind in den Archivakten nicht zu ermitteln. Da diese Ortschaften heute anderweitig mit Trinkwasser versorgt werden, ist davon auszugehen, dass dieser Plan nicht weiter verfolgt wurde.
Durch die zunehmende Bebauung in den höhergelegenen Ortslagen ließ der Wasserdruck im Leitungsnetz stark nach, was zur Folge hatte, dass diese Häuser nur spärlich mit Wasser versorgt wurden. Die Versorgung der höhergelegenen Wohnhäuser machte deshalb im Jahr 1974 den Einbau einer Druckerhöhungsanlage notwendig. Diese Anlage wurde im damaligen Wohnhaus Gerhard Voßhagen (Rheinlandstraße 44) eingebaut.
Die bis zum Jahr 1985 ungewöhnlich hohe Zunahme der Einwohnerzahl in Benolpe um 20 % führte dazu, dass bei dem geringen Fassungsvermögen des Hochbehälters dieser in den Sommermonaten wiederholt von der Freiwilligen Feuerwehr Drolshagen aufgefüllt werden musste. Um auch in Trockenzeiten eine ausreichende Wasserbevorratung und damit eine ausreichende Wasserversorgung der Benolper und Wormberger Einwohner zu jeder Jahreszeit sicherzustellen zu können, wurde der Hochbehälter durch das Wasserwerk der Stadt Drolshagen im Jahr 1986/1987 von 80 m³ auf 200 m³ zu erweitern. Der Kostenaufwand für diese Maßnahme betrug seinerzeit 150.000 DM.
In den Folgejahren, insbesondere zu Beginn der 90er Jahre kam es bei lang anhaltenden Trockenperioden trotzdem immer wieder zu Wasserknappheit. Die Bewässerung von Rasenflächen und das Waschen der Autos wurden vom Wasserwerk der Stadt Drolshagen untersagt. Trotz dieser Beschränkung musste die Feuerwehr wieder Fremdwasser zum Hochbehälter fahren. Diese Maßnahme konnte jedoch nicht über Wochen aufrechterhalten werden. So wurde vom städtischen Wassernetz in Feldmannshof eine Notleitung nach Benolpe gelegt und Stadt(Bigge)wasser in das Benolper Wasserleitungsnetz eingespeist.
Nachdem der Sommer 1994 wieder zu einer lang anhaltenden Trockenheit und einer damit verbundenen Wasserknappheit für die Orte Benolpe und Wormberg geführt hatte, wurde im Wege einer Dringlichkeitsentscheidung beim Pumpenhaus Benolpe eine erfolgreiche Tiefenbohrung auf 50 m Tiefe vorgenommen. Bei Bedarf konnten so täglich zusätzlich 48 m³ Wasser gefördert werden. Gleichzeitig wurden die Schürfgräben (Quellgräben) gespült und damit von Schmutzablagerungen befreit. Damit war das Problem der mangelnden Wasserversorgung in den Sommermonaten behoben. Die Kosten dieser Maßnahme beliefen sich insgesamt auf rd. 26.900,00 DM. Die Wasserqualität wurde vom Institut für Umweltanalytik und Qualitätssicherung untersucht und für Trinkwasser als voll befriedigend anerkannt.
Die Wasserleitung von 1902 wurde durch eine Interessengemeinschaft betrieben, die sich mit dem Bau der zweiten Wasserleitung im Jahr 1924 auf das gesamte Dorf ausdehnte. Später muss es sich dann um eine Wasserleitungsgenossenschaft gehandelt haben. Ob diese Genossenschaft erst mit dem Bau der Wasserleitung Benolpe-Wormberg ins Leben gerufen wurde konnte nicht festgestellt werden. Die Genossenschaft löste sich im Jahr (Datum konnte ich nicht ermitteln) auf. Das Vermögen der Genossenschaft ging an das Wasserwerk der Stadt Drolshagen, die seit dem die Wasserversorgung für diese beiden Ortschaften betreibt.
Die zuvor beschriebenen Maßnahmen Mitte der 90er Jahr brachten jedoch nur noch 10 Jahre Erfolg. Mit den vorhandenen Anlagen konnten die hohen hygienischen Anforderungen an eine öffentliche Trinkwasserversorgung nicht mehr eingehalten werden. Die zusätzlich für Trockenzeiten errichtete Tiefenbohrung war allein nicht leistungsstark genug, um die oberflächennahe Gewinnung zu ersetzen. Ein Neubau der gesamten Gewinnungsanlage wäre somit unausweichlich geworden. Aus wirtschaftlichen Überlegungen wurde daher ein Anschluss an das Fernleitungsnetz der Kreiswasserwerke Olpe bei Stupperhof vorgenommen. Die Umstellung der Versorgung wurde am Freitag, 2. September 2005, 10.00 Uhr, an der Anschlussstelle "Im Brauck/Rheinlandstraße" durch Bürgermeister Theo Hilchenbach, den Betriebsausschussvorsitzenden des städtischen Wasserwerks Berthold Lütticke, den Betriebsleiter des Wasserwerks Gerhard Feldmann und dem Ortsvorsteher Ludger Engels durch gemeinsames Öffnen des Verbindungsschiebers vorgenommen.
Die 1,6 km lange Verbindungsleitung besteht aus einem Kunststoffrohr mit einem Durchmesser von 13 cm, das "querfeldein" in den Boden gefräst wurde. Die Materialkosten einschließlich Druckminderer zur Reduzierung des Wasserdrucks, neuem Übergabezähler usw. betrugen rund 51.000 €. Die Tiefbauarbeiten kosteten einschließlich Installation des Druckminderers rund 124.000 €. Die Stadt Drolshagen hat von den Gesamtbaukosten aus Mitteln der Sicherstellung der Löschwasserversorgung rd. 58.000 € übernommen.
Die Eigengewinnungsanlage und der Hochbehälter wurden stillgelegt, die Druckerhöhungsanlage demontiert. Das Pumpenhäuschen ist an den Sauerländer Gebirgsverein, Abteilung Drolshagen, verpachtet, der das Gebäude umbaute und seit Juni 2008 als SGV-Hütte nutzt.
Gelslingen
Nach einem Vermerk des Amtmanns Diekmann vom 06.12.1904 waren die Landwirte Wilhelm Weuste und Franz Anton Kamp aus Gelslingen in Drolshagen erschienen. Die beiden Personen teilten seinerzeit Amtmann Diekmann mit, dass man bislang ohne Brunnen ausgekommen sei. Das Trinkwasser wurde von ihnen schon seit Jahren aus dem in der Nähe ihrer Häuser vorbeifließenden Wasserlauf entnommen. Dieser Wasserlauf führte aber nur bei feuchtem Wetter Wasser. Im Sommer war dieser Graben bei Trockenheit leer, so dass sie das Wasser einen Großteil des Jahres in weiter Entfernung holen mussten. Hinzu kam, dass das Wasser durch den Einsatz von Kunstdünger zunehmend verunreinigt und damit unverwendbar wurde. Aus diesem Grunde beabsichtigten die Antragsteller einen gemeinsamen Brunnen anlegen, der einen Kostenaufwand von 500 Mark erforderte. Wilhelm Weuste und Franz Anton Kamp waren aufgrund ihrer finanziellen Verhältnisse jedoch nicht in der Lage diese Kosten aufzubringen und wollten die Brunnenanlage mit Unterstützung aus gemeindlichen Mitteln verwirklichen.
Amtmann Diekmann schilderte umgehend mit Schreiben vom 06.12.1904 dem Landrat in Olpe diese Angelegenheit und führte die schlechten finanziellen Verhältnisse der Antragsteller näher aus. Gleichzeitig bat er um eine finanzielle Förderung.
Die nächste Information findet sich unter dem Datum 14.02.1906. Auf eine Randverfügung des Landrates vom 07.02.1906 schreibt Amtmann Diekmann zur Brunnenanlage Weuste und Kamp:
"Gelslingen eignet sich für eine gemeinsame Wasserleitung ebensowenig wie der Ort Essinghausen, denn die einzelnen Höfe liegen sehr weit auseinander und es fehlt an Gefälle. Auch ist die von Weuste und Kamp benutzte Quelle für den ganzen Ort zu wasserarm."
Weiter Dokumente zur Wasserversorgung sind nach diesem Datum in Stadtarchiv ebenso wenig vorhanden wie Aufzeichnungen zur Wasserversorgung der übrigen Wohnhäuser. Es ist aber davon auszugehen, dass auch die anderen Ortsbewohner die Wasserläufe für die Entnahme von Trinkwasser nutzten und später eigene oder Gemeinschaftsbrunnenanlagen errichteten.
Wie lange die Gelslinger eine eigene Wasserversorgung hatten, konnte ich aus den Archivunterlagen nicht ermitteln. Zu einem Zeitpunkt muss jedoch diese Eigenversorgung eingestellt worden sein und Gelslingen an das städtische Wasserversorgungsnetz angeschlossen worden sein.
Feldmannshof, Gipperich, Stupperhof
Dem bereits zitierten Verzeichnis über die Privatwasserleitungen des Amtes Drolshagen aus dem Jahre 1904 ist für Stupperhof zu entnehmen, dass Heinrich Häner eine private Wasserleitung besaß. Weitere Angaben zu dieser Wasserleitung sind nicht festzustellen. Wie die Wasserversorgung des Wohnhauses Stahl erfolgte war ebenfalls nicht zu ermitteln.
Zur Ortschaft Gipperich ist zu berichten, dass am 09.09.1913 der Landwirt Anton Schneider aus Gipperich beim Amt in Drolshagen vorsprach. Anton Schneider erklärte, dass die Trinkwasserverhältnisse in Gipperich sehr schlecht seien und bat die Amtsverwaltung darauf zu dringen, dass eine gemeinschaftliche Wasserleitung angelegt werde. Auf seinen Vorschlag sollte eine Versammlung in Gipperich stattfinden, bei laut Anton Schneider sicher mehr als die Hälfte der Eingesessenen für die Anlage der Wasserleitung sei.
Nachdem Amtmann Diekmann diesen Vorgang mehrmals zur Wiedervorlage weiterdatiert hatte, schließt dieses Schriftstück unter dem Datum des 15.07.1915 mit dem Vermerk "Mit Rücksicht auf die Kriegszeit - Z.d.A. (zu den Akten)." ab.
Danach scheint aus der Ortschaft Gipperich kein erneuter Vorstoß in dieser Angelegenheit erfolgt zu sein.
Zur Ortschaft Feldmannshof fanden sich keine Aufzeichnungen im Archiv der Stadt Drolshagen. Nach Berichten von Ortsbewohnern erfolgte die Wasserversorgung vor dem Anschluss an das städtische Wasserversorgungsnetz durch eine Gemeinschaftsanlage der Dorfbewohner. Die Anlage wurde durch eine Quelle gespeist. Seit wann diese Anlage bestanden hat ist nicht festzustellen.
Die Ortschaften Feldmannshof, Gipperich und Stupperhof wurden in den Jahren 1980/81 an das Wasserversorgungsnetz des Wasserwerks der Stadt Drolshagen angeschlossen. Hierzu war eine Leitungslänge von 2.641 m erforderlich.
Belmicke
Dem weiter oben schon zitierten Verzeichnis der Privatwasserleitungen des Amtes Drolshagen (Anlage zum Schreiben des Amtmanns Diekmann vom 03.10.1904) ist zu entnehmen, dass die Häuser Bieker und Berg in Belmicke eine private Wasserversorgung aus einer Quelle besaßen.
Die nächsten Aufzeichnungen datieren aus dem Jahr 1914. Auf die Randverfügung des Landrates in Olpe vom 23.02.1914 hatte der Amtmann Diekmann den Polizeisergant Reuter mit Feststellungen zur Wasserversorgung in Belmicke beauftragt. Es ging wohl dabei um die Feststellung ob in Belmicke eine neue Wasserleitung angelegt wurde. Das Ergebnis der Feststellungen des Polizeiserganten fasste Amtmann Diekmann wie folgt zusammen:
"Es handelt sich nicht um eine Neuanlage, sondern die bereits in den 90er Jahren gebaute Wasserleitung, an der 2 Eingesessene der hiesigen, und 24 der rheinischen Ortschaft Belmicke angeschlossen sind, soll instand gesetzt werden. ...“
Die Quelle, der Hochbehälter und das Hauptzuleitungsrohr zu dieser Wasserleitung lagen auf Drolshagener Gebiet.
Da diese Wasserleitung aus den 1890er Jahren stammt, ist zu vermuten, dass die eingangs zitierte Wasserversorgung der Häuser Berg und Bieker bereits durch diese Wasserleitung erfolgte.
Aus den Archivakten war weiter zu ermitteln, dass sich im Jahr 1914 in Belmicke eine Genossenschaft zur Anlage einer Wasserleitung gebildet hatte. Dieser Genossenschaft, die beim Amtsgericht Gummersbach gerichtlich eingetragen war, gehörten 23 eingetragene Genossen an. Davon wohnten 21 Genossen in den rheinischen Orten Belmicke und Brüchen, zwei Genossen wohnten im Drolshagener Teil des Ortes Belmicke. Im Auftrag des Vorstandes hatte der Landwirt Anton Berg am 24.03.1914 beim Amtmann in Drolshagen vorgesprochen, weil die Ortspolizeibehörde in Lieberhausen die Genossenschaft aufgefordert hatte, dort wegen der landespolizeilichen Genehmigung nachzusuchen. Da aber die Wassergewinnungsstelle, der Hochbehälter und fast die ganze Zuleitung im Amte Drolshagen lag, war der Vorstand der Meinung, dass diese Genehmigung von der königlichen Regierung in Arnsberg zu erteilen ist. Der Amtmann wurde gebeten, hierzu Erkundigungen einzuholen und die Entscheidung der Regierung in Arnsberg herbeizuführen.
Quellenhinweis:
StaD: A 699, A 715, A 719, A 1263, B 24, B 25
StaD: Sammlung Schulen 112 und 113
Westfalenpost: Jg. 1962, Nr. 253 vom 30.10.1962
StD: Verwaltungsberichte 1973 - 83, 1984 - 88, 1993 - 98 und 2004 - 08