Die Elektrizitätsversorgung der Schulgemeinde
"Benolpe - Geschichte einer Schulgemeinde" von Burkhard Lütticke
Die Elektrizitätsversorgung der Schulgemeinde
Zu den Errungenschaften der modernen Zeit gehörte auch die Elektrizität. Sicherlich war die Versorgung mit Elektrizität zunächst in den Städten, also auch für das Gebiet der Gemeinde Drolshagen-Stadt in Angriff genommen worden. Aber auch die Ortschaften der Gemeinde Drolshagen-Land sollten an diesem Fortschritt teilhaben. Die Gemeinde Drolshagen-Land übernahm wohl die Initiative und nahm Verhandlungen mit den Listerkraftwerken Olpe auf. Nach einer Kostenaufstellung über den elektrischen Ausbau der Landgemeinde Drolshagen vom 11.01.1923 waren für die Ortschaften der Schulgemeinde Benolpe folgenden Leistungen erforderlich:
Hochspannungsleitung | 1,25 km |
Niederspannung Benolpe | 2,5 km Freileitung 3 x 16 qmm und 1 x 10 qmm 2,75 km Freileitung 4 x 10 qmm |
Anschlüsse für Licht | 45 |
Anschlüsse für Kraft | 20 |
Die voraussichtlichen Kosten werden in dieser Aufstellung auch genannt. Ihre Wiedergabe macht jedoch keinen Sinn, da sie wegen der Inflation in die Millionen ging.
Nach den Vorverhandlungen durch die Gemeinde Drolshagen-Land versammelten sich am 01.12.1924 die Bewohner der Ortschaften Benolpe, Gelslingen, Wormberg, Feldmannshof, Gipperich und Stupperhof bei dem Gastwirt Otto Stamm "zwecks Anlage des elektrischen Lichts". Nachdem eine eingehende Besprechung über die Kosten und deren Verteilung stattgefunden hatte, beschloss man, eine Genossenschaft zu gründen. Die Genossenschaft erhielt den Namen "Elektrizitätsverein Benolpe". Wegen allgemeiner Geldknappheit sollte aber erst im Jahr 1925 mit den Ausbau der Transformatorstation begonnen werden. Da die Ortschaft Gelslingen zirka 2½ km von dem Schalthaus entfernt lag und nur 7 Hausanschlüsse in Betracht kamen, wurde den Gelslinger Interessenten der Vorschlag gemacht, für sich selbst eine eigene Genossenschaft zu gründen. Aus den anderen Ortschaften war niemand bereit, die elektrische Lichtanlage für Gelslingen mitzutragen. Die Elektrizitätsversorgung der Ortschaft Gelslingen erfolgte schließlich aber doch durch den Elektrizitätsverein.
Die Landgemeinde Drolshagen schloss mit dem Ruhrtalsperrenverein in Essen als Besitzerin des Listerkraftwerkes mit Datum vom 08./13.07.1925 einen Stromlieferungsvertrag. Dieser Vertrag war eine Art Rahmenvertrag, der Bestandteil der einzelnen Stromlieferungsverträge zwischen den Genossenschaften und den Listerkraftwerken wurde. Insgesamt wurden sieben Elektrizitätsgenossenschaften gegründet. Neben Benolpe bestanden noch die Genossenschaften Berlinghausen, Bleche, Frenkhausen, Iseringhausen, Schreibershof und Wenkhausen, die jeweils die Elektrizitätsversorgung für ihr Genossenschaftsgebiet übernahmen.
Am 13.11.1925 wurde die Anlage für das Gebiet der Genossenschaft Benolpe in Betrieb gesetzt. Die Gesamtkosten der Anlage betrugen 18.000 Mark. Jeder Genosse hatte davon 350 Mark Grundbetrag zu zahlen. Die Grundbesitzer hatten für jeden Morgen Land 2,70 Mark zusätzlich aufzubringen.
Der Stromlieferungsvertrag wurde jedoch erst am 11./16.12.1927 unterzeichnet. Für den Elektrizitätsverein Benolpe e.G.m.b.H wurde der Vertrag vom Vorstand (Lehrer Wibbeke, Peter Feldmann, Josef Stamm und Franz Willmes) sowie vom Aufsichtsrat (Anton Schneider und Heinrich Häner) unterzeichnet.
Nach diesem, für alle Genossenschaften gleich lautenden Vertrag musste der Elektrizitätsverein Benolpe das Transformatorenhaus nach den Plänen und Angaben der Listerkraftwerke auf eigene Kosten bauen. Vom Transformatorenhaus Drolshagen bis zu dem noch zu erbauenden Transformatorenhaus des Vereins übernahmen die Listerkraftwerke die Ausführung der Arbeiten. Der Verein erhielt für seine Arbeiten einen einmaligen Zuschuss von 7.000 Mark. Die Listerkraftwerke mussten für die durch die Stromleitung in Anspruch genommenen Flächen den Eigentümern eine jährliche Pacht zahlen. Sie betrug je Hochspannungsmast in Wiesen, Weiden und an Grenzen 0,50 Mark, je Hochspannungsmast in Äckern 1,50 Mark und für Flächen mit Waldbesitz je Morgen abgehauene Fläche 10 Mark.
In den Akten des Stadtarchivs konnten noch folgende Angaben ermittelt werden. Als Geschäftsführer des Vereins wurden genannt 1933 Franz Willmes und 1935 Lehrer Wibbeke.
Zu den Stromverbräuchen konnten für nachstehende Jahre folgende Zahlen ermittelt werden:
1932 | 12.860 kWh |
1937/38 | 15.120 kWh |
1938/39 | 15.800 kWh |
1940 | 18.210 kWh |
Diese Genossenschaft bestand bis Anfang der 1960er Jahre. Im Laufe des Jahres 1960 wurde der Beschluss gefasst, diese Genossenschaft in Liquidation gehen zu lassen. Dieser Beschluss lag darin begründet, dass die Genossenschaft nicht mehr imstande war, billigen Strom bei gleichzeitiger Erneuerung des Stromnetzes zu liefern. Zum 01.07.1962 wurde die Genossenschaft endgültig aufgelöst. Die Versorgung der Schulgemeinde mit Strom hatte bereits seit dem 1. Juli 1960 das Lister- und Lennekraftwerk Olpe übernommen. Die Übergabeverhandlungen hatten sich aber noch bis zum Sommer 1962 hingezogen.
Quellenhinweis:
StaD: A 700
StaD: Sammlung Schulen 112 und 113